Angst-Historie

    • Angst-Historie

      Moin oder Hallo zusammen,

      ich hoffe, dass ihr mich hier unterstützen könnt und meine "Angst"-Historie einfach mal ein Ende nimmt.
      Bisher habe ich tatsächlich noch nicht viel hier gelesen. Einerseits, weil ich vllt. gar nicht den Mut habe zu lesen wie erfolgreich ihr alle seid eventuell aber auch, weil ich jetzt noch klare Gedanken habe.
      (DER TEXT IST SO IN AUFREGEUNG VERFASST, DASS DER EVENTUELL SCHWER ZU LESEN IST. ES MUSSTE ABER JETZT RAUS) :(

      Ich bin Mike, 40 Jahre und eigentlich mitten im Leben. Allein des Berufes wegen muss ich auf mich achten... Aber mit dem Gebiss/den Beißerchen geht es schon nicht mehr. Selbstbewusstsein muss man sich da schon arg antrainieren ;)

      Aber jetzt eventuell zu meiner Geschichte.
      Als Jugendlicher habe ich ca. 3 Jahre eine Zahnspange getragen. Mit allem drum und dran. Da hat es schon ständig gepieckt in die Wangen, gezogen etc.
      Mein ARzt meinte nur, dass muss so. Nun gut. Ich habe auch mit 12 noch genuckelt... Dann muss das jetzt wohl so.

      Irgendwann war ich die Zahnspange los und wirklich Happy. Meine Schwester erzählte mir, dass man nur mit schönen Zähnen z.B. Schauspieler werden kann. Da war ich 15.
      In der Schule dann das erste böse erwachen (ich war eh nicht beliebt als Zeuge Jehovas, was ich nicht mehr bin)
      Freudestrahlend hin und mit der erste Kommentar eines Mitschülers war: " Du hast aber kleine Zähne"
      Hab das gleich mal negativ für mich bewertet. - SO ging es eigentlich los...

      Dann war lange Zeit eigentlich alles ok. Mit 18 bin ich ausgezogen nach Hamburg. Weit weg von meinen Eltern und diesem Zahnarzt.
      Mit 20 bin ich dann ziemlich schwer an Krebs erkrankt. Und die Chemo ging eben auch auf die Schleimhäute. Also ständige Entzündungen im Mundraum etc. Zu allem Überfluss ist mir dann auch noch ein Zahn abgebrochen.
      Also ab zu einem Zahnarzt in der Nachbarschaft... Herr Dr. Ts.... Er meinte, der Zahn und ein weiterer müssten sofort gezogen werden. Heute weiß ich, dass ich das niemals hätte machen sollen. Hatte 3 Tage nachbluten, schmerzen und das volle Programm. Aber zumindest keine schmerzen mehr danach.

      Und keine Schmerzen bedeuteten - auch kein Zahnarztbesuch...

      Next Step. Krebs überstanden, Ausbildung abgeschlossen und nach Sylt gezogen. Immer mal wieder schmerzen an den Zähnen, Kälteempfinden und co. Nichts, was man mit reichlich IBU nicht überstehen könnte.
      Und Mundhygiene bei schmerzenden Zähnen ... naja lassen wir das mal... Tut ja noch mehr weh ... Also schlich sich da erst recht der schlendrian ein.

      Ich konnte regelrecht zusehen, wie meine Zähne schlechter wurden. Hier was abbrach und dort was verfärbte.
      Gerade die spitzen Bruchkanten stieß ich mir immer wieder mal in die Backe. Aber auch das war noch kein wirklicher Grund.

      Dann war es soweit. IBU half nicht mehr. Ich musste zum Zahnarzt. Hier bin ich auch recht regelmäßig hingegangen. Hab eine Brücke bekommen. Zahnwurzelbehandlung. Ich dachte allerdings, ich werde nie zum Ende kommen mit der Behandlung. Und während ich so ca 6 Monate schon rum hatte, wurde eine 2. WUrzelbehandlung notwendig. Zahn auf Medikament rein, WOCHENENDE.

      An diesem Wochenende stand ein Ball an. Im WInter ist man auf Sylt unter sich. Es wurde getanzt und viel getrunken. In geselliger runde stand ich mit einer Gruppe aus Freunden und Bekannten zusmnmen. U. a. war auch die SPrechstundenhilfe meiner Zahnärztin vor Ort. Ich weiß nicht mehr, wie wir auf das Thema gekommen sind. ABer aus heiterm Himmel fing diese welche an zu erzählen, dass mir dieser und jener Zahn (mit diesen fiesen Bezeichnungen 32 links oben oder so) fehlen würde.
      Der Abend war gelaufen und meine Behandlungserfolge ebenso. Die WUrzelbehandlung hab ich so belassen. Tot war der Zahn ja jetzt. Nur das riesen Loch störte. Aber eben auch - keine Schmerzen.

      Mit Anfang 30 bin ich wieder nach Hamburg gezogen. Auf Sylt hatte ich nun für lange Zeit den letzten Zahnarzt besuch. 2020 fingen die unteren Zähne an zu wackeln. Beim Essen brach mir ein Zahn ab, der nun auch bei lachen sichtbar war. DIe erste Lücke. Gut lächelst du eben nur noch. Albträume begannen, dass mir die Zähne ausfallen werden. Angst vor Mundgeruch, Angst bei einer Mandelentzündung, dass der normale Arzt in den Rachen schauen will. Scham stieg auf. Mehr und mehr.
      Küssen ungern ...

      Der nächste Besuch, weil es mal wieder schlimm war verlief erneut ganz gut. Besprochen was ALLES gemacht werden muss. Ich denke mir nur: Nimm SIe alle raus und fertig. Das Akute haben wir dann gut in den Griff bekommen. Bei der Zahnreinigung (bevor alles andere gemacht werden sollte) aber in Panik geraten. DIe Zahnarzthelferin hat dann die SItzung abgebrochen. Beim nächsten Termin hat mich der Zahnarzt gefragt, warum ich abgebrochen hätte ... Äh ich war es nicht?! Und ihr seid doch spezialisiert auf Angstpatienten... Das dann auf den Patienten zu schieben war wirklich nicht gut. Und mein Vertrauen erneut WEG.

      Next Step: stell DIch der Angst. Erneut eine gute Praxis gefunden. Tolle Sprechstundenhilfen. Der Arzt war nüchtern und nicht aufgeregt. Aber er erinnerte mich auch sofort an meien Jugend. ER berichtete, dass wir erst eine Zahnreinigung machen müssen. Untere und obere Front müssten raus. Die abgebrochen Zähne hingegen müsste mir ein Kieferchirurg entfernen. Er kenne da auch jemanden. Das habe ich aber schön vor mir hergeschoben. Nicht noch ein anderer Arzt. Die Behandlung lief. Bei der Zahnreinigung habe ich das Atmen eingestellt und war kurz mal weg. Aber nicht dramatisch. Die Zahnarzthelferin hat sich wahrscheinlich mehr erschrocken als ich selbst. DIe unteren Zähne wurden gezogen und ich habe mein Provisorium erhalten, welches ich heute für unten noch trage.
      Nun denn, den rest schaffst du auch. Also ab zum Kieferchirurgen. Der war leider alles andere als Einfühlsam. Ich hätte selber Schuld und das das ja eine richtige Baustelle sei... Na super! Genau das wollte ich nicht. Ende vom Lied: Weder der Zahnarzt noch der Chirurg haben mich je wieder gesehen.

      Und so lebe ich jetzt, unten ein Provisorium, in dem sich alles sammelt. Oben 2 abgebrochene Zähne, wackelnde Front oben, Brücke, die sich löst, ein gespaltener Zahn, die haltezähne des provisoriums bröckeln auch... Und ich bin wieder auf der Suche. Nach Mut und dem Zahnarzt. Jetzt schon gut ein dreiviertel Jahr. Aber noch gehts ja. Ich will aber eigentlich auch nicht warten, bis wieder was passiert. Ich will lächeln, lachen und hier lesen und bald anderen Mut machen. Jetzt brauche ich aber euch!

      Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit ;)
      Es grüßt Mike
    • Hallo Mike, ich weiß nicht, ob ich es schaffe, dir Mut zu machen :)

      Aber wie du ja schon richtig erkannt hast, steht und fällt alles mit einem einfühlsamen und auch handwerklich gutem Zahnarzt.
      Die sind nun mal leider nicht so dicke gesät :whistling:

      Es spricht nichts dagegen, dass du dir Termine bei zwei oder drei ZÄ machst, um zu sehen, ob es "passt",
      und auch vergleichen kannst, wie sie deine Zahnsituation einschätzen.

      LG