Dann oute ich mich auch einmal...

    • Dann oute ich mich auch einmal...

      Nachdem ich zwei Tage lange viele Geschichten hier im Forum gelesen habe (die ja schon Mut machen, nur leider nicht genug), möchte ich mich nun auch outen.

      Ich schaffe es einfach nicht zum Zahnarzt zu gehen. Ich weiß nicht woher das kommt, wirklich schlimme Erfahrungen habe ich mit Zahnärzten noch nicht gemacht. Ging als Jugendliche sogar regelmäßig hin, da ich eine Zahnspange hatte. Nur als ich dann von Zuhause ausgezogen bin, habe ich es einfach nicht mehr hin geschafft. Bzw. nur wenn die Schmerzen wirklich unerträglich wurden.
      Mittlerweile ist es so schlimm, dass ich nicht einmal weiß wie meine Zähne aussehen. Ich achte tunlichst darauf vor einem Spiegel oder auf Fotos nicht den Mund aufzumachen... Etwas verwundert bin ich doch schon, dass ich noch von niemandem drauf angesprochen wurde. Naja bis auf meine Eltern, welche sehr wohl von meiner Angst wissen und mir nur immer wieder sagen "Jetzt geh mal zum Zahnarzt"...

      Richtig essen kann ich auch schon lange nicht mehr und es wird immer schlimmer. Ich habe Paradontose, das weiß ich schon lange. Auch das putzen habe ich vernachlässigt.. meine unteren Zähne wackeln, nun trau ich mich erst recht nicht mehr ordentlich zu putzen. Ich habe so Angst dass sie einfach irgendwann rausfallen. Dabei ist diese Angst doch so dumm, rational weiß ich ja, dass die Zähne erst recht ausfallen werden wenn ich weiterhin einfach nichts mache...

      Hinzu kommt jede Menge Scham und ich ärgere mich so sehr über mich selbst. Vor knapp 10 Jahren war ich einmal zur Schmerzbehandlung bei einer unglaublich lieben Zahnärztin, dort wurde die Paradontose festgestellt. Sie meinte vielleicht schaffen wir es noch mit einer PZR. Aber natürlich bin ich ohne Schmerzen nicht mehr hingegangen. Leider ist die Zahnärztin an meinem Studienort, also viel zu weit weg um mich dort behandeln zu lassen.

      Am meisten Angst habe ich vor dem ersten Termin, ich will gar nicht wissen was alles gemacht werden muss...
      Naja ein bisschen weiter bin ich schon, ich war letzte Woche im Urlaub und hatte viel zu viel Zeit um nachzudenken. Ich möchte wieder lachen, lächeln, ordentlich essen und küssen. Der Entschluss steht schon einmal fest, leider hapert es noch mit der Umsetzung.

      Als ich nach meinem Studium einige Male beim Zahnarzt meiner Mutter war (alle zwei Monate zum Zahnstein entfernen) - eine Paradontose Behandlung hat er nicht mehr gestartet, da er kurz vor der Rente stand - haben meine Zähne danach nur immer noch mehr gewackelt. Ich mag dieses Gefühl nicht haben.. Das ist jetzt schon wieder über zwei Jahre her, jetzt würden sie bestimmt noch mehr wackeln..

      Das ist so ein doofer Teufelskreis und es wird einfach immer schlimmer...

      Irgendwie komisch ist es aber schon.. Ich arbeite als Sozialpädagogin und betreue derzeit einen Jugendlichen bei dem in den letzten Wochen sehr viel gemacht werden musste. Und ich muss ihn ständig begleiten, nächste Woche gehe ich mit ihm einen Zahn ziehen. Der Junge hat kaum Angst, trotzdem rede ich ihm gut zu und denke mir "wenn du wüsstest..".

      Ich weiß auch gar nicht was ich mir hier erhoffe.. dachte vielleicht hilft es mir ja darüber zu schreiben...
      Ich beneide euch alle so sehr!
    • Hallo liebe Schaffsnicht,

      das was Du gerade aktuell fühlst, kennen hier wohl die meisten - viele, die ich auch beneide aus der Vergangenheit. Obwohl, ich glaube so ganz überwindet man so tief sitzende Ängste nie.

      Wie Du evtl. gelesen hast, habe ich mich auch wieder überwunden.

      Das hat auch gedauert, ich habe verdrängt wie der Teufel (darin bin ich echt supergut!!) aber trotzdem das Thema immer im Unterbewußtsein mit mir herumgeschleppt. Und das geht irgendwann - nicht nur an die Zahnsubstanz, sondern auch an die seelische, psychische Gesundheit.

      Hast Du Dir denn in Deiner Nähe evtl. schon mal einen Zahnarzt "ausgesucht"? Mal auf den Seiten gestöbert? So habe ich angefangen und natürlich hat mir das Forum hier auch geholfen. Man fühlt sich nicht so schrecklich alleine.
      Es ist zwar hier recht ruhig geworden aber trotzdem helfen ja auch die "alten" Berichte.

      Ich drücke Dir ganz stark die Daumen, dass Du es schaffst!!! Alles andere ist doof, es gibt "eigentlich" keine Alternative.

      Lieben Gruß
      Chaos
      Wir sind alle Kunst - gezeichnet vom Leben.
    • Hallo,
      ich würde raten, dass du Freunde und Bekannte fragst, zu welchem ZA sie gehen...
      Ob diese nett und einfühlsam sind, oder eher nicht.
      Da kannst du dann überlegen, welcher eventuell in Frage käme.

      Davon abgesehen ... das Zähneputzen solltest du nicht vernachlässigen. :|
      Nimm Meridol-Zahnpasta, wenn du Paradontose vermutest, und ab und zu eine Zahnspülung mit Chlorhexidin.

      Das sind aber nur Tipps fürs erste, ein guter Zahnarzt kann dir Genaueres sagen. :thumbup:

      LG Inka
    • Ich bin immer noch da. Und immer noch nicht weiter..
      Mit viel Überwindung habe ich es geschafft mich im Sommer meinem Ex anzuvertrauen. In der Hoffnung, dass er mich an die Hand nimmt und zum Zahnarzt zwingt. Das war aber wohl nicht seine Art, ich habe mich auch sehr unverstanden gefühlt.

      Danach habe ich es wieder ein paar Wochen lang verdrängt. Bis sich mein Partner vor drei Wochen von mir getrennt hat. Irgendwie ist das Thema nun präsenter denn je, habe fast täglich Schmerzen, kann kaum Essen und meine Gedanken kreisen immer nur darum. Weil es gar nicht mehr ging, habe ich mich nun unter Heulkrämpfen meinen Eltern anvertraut. Meine Mama kann mich verstehen, sie würden mich an die Hand nehmen. Aber überwinden muss ich mich immer noch selbst. Schaffe es aber immer noch nicht. Frage mich wie das gehen soll, dass ich vor und nach Zahnarztterminen arbeiten gehen soll, ich kann mir das so überhaupt nicht vorstellen.

      Zahnarzt habe ich bisher auch immer noch keinen gefunden. Alle die hier auf Angstpatienten spezialisiert sind haben nicht sehr gute Bewertungen... Immerhin spielt Geld für mich keine Rolle, für ein schönes Lächeln und wieder mehr Selbstbewusstsein würde ich auch einen Kredit aufnehmen.

      Immerhin putze ich wieder sehr regelmäßig. Meridol nutze ich bereits seit Jahren.

      @alle: wie habt ihr das denn mit der Arbeit gemacht?
    • Hallo und auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum, wenn auch verspätet.

      Ich kann auch sehr gut nachvollziehen, wie es dir geht - und das mit den Neidgefühlen ebenso. Ich habe auch nächtelang im Forum gelesen, bevor ich mich angemeldet habe und meine erste Nachricht geschrieben habe. Und gedacht, das schaffe ich nie, mich zu überwinden. Und ich habe es doch geschafft.
      Die Zeit "vor dem ersten Termin" war wirklich das Schlimmste. Die Angst. Die Ungewissheit. Aber es ist 1000 Mal besser, einen Termin zu machen und dann zu wissen, was gemacht werden muss. Und du kannst ja jederzeit entscheiden, was du machen lässt.
      Ist doch gut, wenn Geld für dich kein Problem ist. Es gibt für alles eine Lösung.

      Gerade bei Parodontose ist es sehr wichtig, zum Zahnarzt zu gehen. Wenn ich früher hingegangen wäre, hätte sich nicht so viel Knochen abgebaut... ich kann es nicht ändern. Bei mir ist oben immer noch ein Frontzahn locker, wenn ich dran wackel, aber er ist noch nicht rausgefallen :)

      Also die ersten Termine habe ich an freien Tagen genommen und ich hätte danach auch nicht arbeiten können, war total müde danach. Danach habe ich auch Termine gemacht, wenn ich arbeiten musste.

      Ich drücke dir die Daumen, dass du deine Angst überwinden kannst und einen Termin machst. [mut] [tuete] [mut] [tuete] [mut]
    • Arbeit: ich hab meine Termine alle auf den ersten moeglichen am Morgen legen lassen (also hier war das 8 Uhr). Etwa 30-60 Minuten Behandlung, dann je nach staerke der Betaeubung noch eine Stunde Pause und konnte so um 10 Uhr rum anfangen und hab halt dann in den Abend gearbeitet (oder auch mal 5 gerade sein lassen, wenn nichts dringendes da war).

      Ausnahme: Extraktion, da dann doch den ganzen Tag frei genommen (AU, nicht Urlaub)
      Mein langer Weg zu FERTIG: Morgen MUSS ich zum Zahnarzt

    • Hallo liebe schaffsnicht,

      Schön, dass du dich wieder meldest :) .
      Also erst mal bzgl Terminen und Arbeit. Am ersten Termin habe ich mir Urlaub genommen. Ich kenne mich, ich wäre danach nicht in der Lage gewesen, zu arbeiten.
      Für meinen Hammer Termin, 5 Zähne ziehen plus para Behandlung habe ich mich krank gemeldet. Hatte jeder Verständnis für. Ich war danach fix und fertig und hab nur geschlafen, ansonsten lasse ich mir immer die ersten Termine geben. 8 Uhr.. Bin kein Freund von Abend Terminen.

      Das kriegt man alles hin.
      Aber erst mal brauchst du einen Zahnarzt. Fixier dich nicht zu sehr auf bewertungen, mein erster hatte nur super Bewertungen und war eine vollkatastrophe.
      Schreib doch eine Email mit all deinen Sorgen und nöten an eine Auswahl und schau mal wie sie antworten.
      Und dann bitte nur um ein kennenlern Gespräch.
      Dann merkst du doch, ob es passen könnte.

      Ich überlege ja auch zu wechseln, aber gehe jetzt nächste Woche noch mal hin.

      Bleib dran, alles andere ist keine Option. Du schaffst es eben doch, bestimmt [xx]

      LG chaos
      Wir sind alle Kunst - gezeichnet vom Leben.
    • Taby schrieb:

      Putzt du die Zähne mit einer weichen Zahnbürste ?
      Nimm die Hilfe deiner Mutter an dich an die Hand zu nehmen.Kann sie dir auch helfen mit dem Termin machen eventuell bei ihrem Zahnarzt .
      Meine Freundin ist auch der Typ nur mit Schmerzen zum Zahnarzt .
      Ja ich putze mit einer ganz weichen. Ich habe nun einmal eine E-Mail an eine Zahnarztpraxis geschrieben, direkt anrufen schaffe ich noch nicht. Dann ist es so endgültig...
    • Vielen Dank für eure lieben Antworten.
      Ich glaube fast, dass ich es jetzt echt angehen werde. Meine Trennung verlief mehr als schmerzhaft und ich denke, dass dieses Projekt mich richtig gut davon ablenken wird.

      Außerdem möchte ich ja irgendwann mal wieder auf Dates gehen und ein hübsches Lächeln ist einfach so unglaublich wichtig.
    • Die von der Praxis haben echt sehr schnell geantwortet. Leider nicht so erfreulich.. Erster Termin frühestens im Februar, zudem horrende Kosten. Ich meine ich wusste ja, dass der teurer ist.
      Hab in der kurzen Mail echt die Hosen runtergelassen. Die Antwort war einfach nur Erstgespräch 180€, Mundhygiene 220€, Termine ab Februar.

      Dabei war ich gestern so stolz auf mich, aber so lange kann ich nicht mehr warten.
    • Nein ich bin kein Privatpatient. Ich bin aus Österreich und die meisten Zahnärzte mit richtig guten Bewertungen sind Wahlärzte und somit muss man viel selbst bezahlen.

      Habe die Mail nun an fünf weitere Praxen geleitet. Ich mag zwar echt so gar nicht hin, aber mittlerweile dreht sich alles nur noch um diese ätzenden Zähne.. Habe wieder Schmerzen und kann an nix anderes mehr denken. Das ist echt so kräfteraubend :(
    • Hui, das sind ja echt hohe Kosten!!

      Erstgespräch 180 Euro.. Aber liebe Frau schaffsnicht.. Du hast den zweiten Schritt gemacht. Und schriftlich die Hosen runter gelassen.. Klopf dir ruhig mal stolz auf die Schulter. Ich weiss, geht erst mal nur schwer. Und lass die selbstvorwürfe sein. Die bringen dich null weiter.

      Äh ich kann anderen übrigens gut Ratschläge geben.. Bei mir selber klappt das nicht so toll. Kennen aber wohl viele hier :)

      Und ja diese Angst ist fürchterlich erschöpfend und raubt Kraft. Aber du packst es ja jetzt an.

      Glg chaos
      Wir sind alle Kunst - gezeichnet vom Leben.
    • Alle haben bereits heute Morgen geantwortet. Entweder sind sie voll, oder Termine ab Herbst 2022.

      ABER: die, Ärztin die mir auf der Homepage bereits sympathisch war, hat super lieb geantwortet!

      "ich freue mich für Sie ,dass sie den Mut gefunden haben, nach so vielen Jahren eine Praxis zu kontaktieren ! Ich kann Ihnen sehr gerne einen Gesprächstermin anbieten, an dem ein Röntgenbild ihrer Zähne angefertigt wird ,um mir ein Bild von ihrem Zahnstatus zu machen. Danach erkläre ich Ihnen alles und Sie können mich oder uns gerne kennen lernen .Würden Sie uns Ihre Telefonnummer schicken? Meine Assistentin wird sie dann zurückrufen ,denn über E-Mail ist es immer sehr schwierig ,einen Termin zu fixieren.Mit freundlichen Grüßen"

      Die hat auch eine Hypnoseausbildung. Ist natürlich auch eine Wahlärztin, aber die Kosten sind mir grad echt schnuppe. Meiner Mama wurde die Zahnärztin auch bereits empfohlen.

      Jetzt hab ich kaum mehr eine Ausrede keinen Termin auszumachen. Morgen ruf ich an!

      Ich bin noch so im Zwiespalt, soll ich mich jetzt freuen? Irgendwie hab ich jetzt noch mehr Angst weil es konkreter wird.
    • Na das klingt doch erst mal sehr nett. :)
      Tja kenn ich, jetzt geht's ans eingemachte. Freu dich, dass du den Anfang gemacht hast. Jetzt schickst du "nur" noch deine Telefon Nummer und dann lernt ihr euch kennen. Ich finde es gut, dass sie dich anrufen und nicht umgekehrt. Das hätte mich zuviel Überwindung gekostet.. Drück die daumen.
      Wir sind alle Kunst - gezeichnet vom Leben.