Die Angst macht mich fertig....

    • Die Angst macht mich fertig....

      Hallo,

      ich lese immer mal wieder hier mit und finde alle mutigen Geschichten und Verläufe so bewundernswert.
      Meine Geschichte ist wie folgt:

      Die Angst vor dem Zahnarzt prägte sich schon mit 5 Jahren. Ich saß bei einer befreundeten ZA meiner Eltern auf dem Stuhl und hatte ein Loch. Ich hatte keine Ahnung was auf mich zu kam und hatte große Angst,weil ich es einfach nicht kannte.
      Es gab keine beruhigenden Worte, keine kindgerechte Erklärung....nichts. Nur der Satz: Das muss jetzt sein!
      Um das Loch zu beseitigen haben mich dann 5 Personen auf dem Stuhl festgehalten. Und einer hat mir den Mund geöffnet.
      ICH WAR 5 JAHRE!
      Und das war der Grundstein für alles weitere. Meine Eltern trennen sich im Laufe der Jahre und meine Mutter hatte selbst große Zahnarztphobie. Somit wurde sich um meine Zahngesundheit im Kindesalter wenig oder gar nicht gekümmert. Alle Schuluntersuchungen waren mir so peinlich und immer wieder kam der Spruch von mir : ich bin in Behandlung. Und somit hatte ich Ruhe. Es war ein Teufelskreis.
      Um meine Angst ins Auge zu schauen, machte ich sogar mein Schulpraktikum in der 9. Klasse beim ZA . Das hat nur kurzweilig funktioniert. Ich bin dann weggezogen und könnte zu diesem ZA nicht mehr gehen. Ich falle nach solchen Erlebnissen immer in ein Loch und habe dann jahrelang keine Kraft, mir einen neuen ZA zu suchen. Ganz schlimm.
      Vor 9 Jahren hatte ich dann wieder all meinen Mut zusammengekratzt und mir einen ZA speziell für Angstpatienten rausgesucht.
      Mit all meinen Gefühlen hab ich den 1. Termin gemeistert. 4 Weisheitszähne mussten raus in VN und dabei macht er mir meine Amalgamfüllungen an den Backenzähnen auch neu.
      Ich hatte drei Beratungstermine vor der OP. Zusammengerechnet hab ich den Arzt vielleicht 5 Minuten gesehen. Sehr hektisch, ohne Ruhe. Am Tag der OP verlief erstmal alles gut. Hab ja geschlafen. Den Arzt hab ich aber wieder nicht gesehen. Weder vor ,noch nach OP. Fand ich sehr merkwürdig.
      Tja und dann ging es bergab. Nach mehreren Stunden ließ natürlich die lokale Betäubung nach und ich spürte meine ganze Unterlippe kaum noch. Nach 14 Tagen hatte ich einen Termin zum Fäden ziehen. Das hab ich schon als sehr spät empfunden. Meinen Mund konnte ich nach dieser Zeit auch immernoch nicht richtig öffnen.

      Ich ging also zu meinem Termin. Arzt erstmal wieder nicht zu sehen. Drei von vier Fäden hat mit die Helferin ohne Probleme gezogen. Der vierte Faden war eingewachsen. ;( also müsste der Arzt kommen. Was sich dann abspielte, war schlimm.
      Kein hallo oder guten Tag, er beschimpfte mich, dass ich mich hier nicht so anstellen soll und endlich den Mund richtig aufmachen soll. Ich habe nichts gesagt, alles menschenmögliche getan um meinen Mund so weit wie möglich aufzumachen....es war so demütigend. Die Schwester hinter mir war ganz still und die ganze Zeit war die Tür vom Zimmer auf.
      Und während ich da saß, lief mir eine Träne runter. Er sah das, hat alles wütend auf das Tablett geschmissen und verließ den Raum mit den Worten: bei so einem Theater und mit solchen Menschen kann er nicht arbeiten.
      ICH HABE DIE GANZE ZEIT NICHTS GESAGT, KEIN TON.
      Und da saß ich dann auf dem Stuhl, er weg und die Helferin stumm hinter mir.
      Noch nie hab ich mich so verloren gefühlt. Es war die Hölle für mich.
      Nach 5 Minuten kam er wieder und fragte schroff, ob ich mich beruhigt hätte. Ich?
      Wortlos hat er dann irgendwie geschafft,den 4. Faden zu ziehen.
      Ich bin aufgestanden und hab all meinen Mut zusammengenommen und sagte ihm, dass er sich schämen sollte, sich ZA für Angstpatienten zu schimpfen. All meine Wut schleuderte ich ihm entgegen und verließ ich die Praxis für immer.

      Auf der einen Seite war ich stolz auf mich, auf der anderen Seite tief traurig, weil ich wusste,dass mich das wieder in mein Loch fallen lässt.

      Und so war es auch, 9 Jahre ist das her.

      Bis heute. Ich habe heute um 11.45 Uhr einen Termin.
      Meine Ängste schlagen Purzelbäume. Immer wieder muss ich mir selbst gut zureden. X/ X/ X/

      Bin gespannt, ob ich das schaffe.

      Lg
    • Hallo und danke für eure Liebe Begrüßung.
      Ich habe tatsächlich den 1. Termin geschafft und war überwältigend wie ich dort aufgenommen wurde. Noch niemals hat mir eine Zahnärztin inkl. Helferin so ein gutes Gefühl gegeben. Ich wurde nach meiner Geschichte gefragt, alles wurde ganz behutsam und in Ruhe erklärt und ein Behandlungsplan erstellt.
      Immer wieder wurde mir Mut zugesprochen und mir mehrfach gesagt, dass ich heute wirklich stolz auf mich sein kann.

      Ich kann es selbst noch nicht so richtig glauben,dass ich es geschafft habe. Ich hab mit gefasst und werde hoffentlich meine Angst besiegen.

      Nächste Woche geht es zur Zahnreinigung und Mitte Oktober zur lachgasbehandlung bei der 7 Zähne neue Füllungen bekommen und ein Zahn entfernt wird. Das wird ein schwieriger Gang.

      Hat jemand Erfahrung mit Lachgas?
    • Hallo Nupsel,
      ich habe 2 Termine mit Lachgas gehabt.Beim ersten Mal wurden 3 Zähne gezogen und beim zweiten Mal 5 Zähne abgeschliffen.Bei mir war es so,das wenn es mit dem Lachgas los geht,es wirklich ein cooles Gefühl ist,total entspannt und man fühlt sich als wäre man weit weg.Mein Problem ist aber,das ich es während der Behandlung nicht schaffe mich darauf zu konzentrieren nur durch die Nase zu atmen und die Wirkung vom Lachgas ist immer sehr schnell weg....zweimal durch den Mund geatmet und du merkst nichts mehr.Mein Zahnarzt hat mich dann immer wieder daran erinnert durch die Nase zu atmen,aber das klappte nur sehr begrenzt. Vielleicht klappt das bei dir besser.Dadurch das ich aber nur zeitweise eine Wirkung habe,dachte ich dann das ich es auch ohne hinbekomme und das war dann auch kein Problem mehr. Probiere es einfach aus,vielleicht hilft es dir.
      Viele Grüße und viel Erfolg
    • Ja das stimmt. Darüber habe ich mir noch keine Kopf gemacht. Ich muss es wohl einfach auf mich zukommen lassen. Es wird ja eh auch normal betäubt.
      Übermorgen geht es erstmal zur Zahnreinigung.
      Aber all die doofen Gedanken sind immernoch in meinem Kopf. Aber ich Versuche jetzt tapfer zu bleiben.
      Danke für euren Zuspruch.